Die meisten von euch werden einen kennen, der einen kennt, der einen kennt, der ihn gegangen ist: den Jakobsweg. Auch hierzulande wird diese besondere Art der Selbstfindung immer beliebter und zahlreiche Pilger wandern auf dem Jakobsweg in Österreich. Mittlerweile weichen viele von dem traditionellen Weg durch Spanien ab und wandern lieber auf dem Jakobsweg Tirol oder Weinviertel in Richtung Santiago de Compostela. Fragt ihr euch auch, was das Besondere an dieser Reise ist? Über mehrere Wochen hinweg wandern Tausende von Menschen einen kilometerlangen alten Pilgerweg, in der Hoffnung auf was eigentlich? Was treibt einen Menschen an, Blasen übersäte Füße auf abenteuerlichen Pfaden auf sich zu nehmen, und jeden Tag an seine physischen und psychischen Grenzen zu stoßen? Wenn ihr wissen wollt, was es mit diesem geheimnisvollen Wanderweg auf sich hat, findet ihr hier Antworten auf eure Fragen.

Vorbereitungen für euren Jakobsweg

Der Weg ist das Ziel. Damit der Weg etwas einfacher fällt, solltet ihr euch im Vorfeld eurer Reise ein paar Gedanken machen und einige Vorbereitungen für den Jakobsweg in Österreich treffen. Die wenigsten beschließen spontan und ohne Vorbereitung das Abenteuer Jakobsweg in Angriff zu nehmen. Wobei das natürlich auch geht ;-)

Dauer des Jakobswegs in Österreich

Das ist in erster Linie abhängig von der Länge der Route, für die ihr euch entscheidet. Nicht alle Pilger schaffen es bis nach Santiago. Manchen fehlt die Zeit, anderen kommt ein anderes Hindernis in die Quere. Viele entscheiden sich von vornherein, bis zu einer bestimmten Etappe zu wandern und ihre Reise an einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen. Realistisch sind in etwa 25 km +/- pro Tag,  je nach persönlicher Kondition, Tagesform und Beschaffenheit der Strecke. Sucht ihr euch beispielsweise eine 500 km lange Pilgerstrecke aus, müsst ihr euch in etwa 3 -4 Wochen Zeit nehmen. In jedem Fall rate ich euch ein bis zwei zusätzliche Tage als Puffer einzuplanen. Oft lohnt sich bei der Zeitplanung eine Reflektion der eigenen Persönlichkeit: Gehört ihr zu den Leuten, die gerne die Natur genießen und auf sich wirken lassen? Seid ihr strategische Klardenker, die immer alle Informationen griffbereit haben und an allen anderen vorbeiziehen? Oder wisst ihr von euch selbst, dass ihr ein ziemlicher Tollpatsch seid, der gerne sieben Mal nach dem Weg fragt und sich letztlich doch verläuft? Aus Erfahrung kann ich sagen, dass euch auf dem Jakobsweg viele Dinge positiver wie negativer Art widerfahren werden, mit denen ihr nicht rechnet. Dies solltet ihr ebenfalls bei eurer Planung berücksichtigen.

Alleine pilgern auf dem Jakobsweg

Grundsätzlich ist die Entscheidung, alleine oder in der Gruppe zu pilgern, reine Typsache. Ich kann verstehen, dass sich gerade jüngere Frauen vor dem Alleinreisen fürchten. Diese Angst ist jedoch völlig unbegründet. Habt keine Angst und traut euch, alleine auf dem Jakobsweg in Österreich zu pilgern! Auch wenn ihr alleine auf dem Jakobsweg pilgert, gilt: Ihr seid nicht allein. Die Offenheit der anderen Pilger wird euch anstecken und ihr habt die Gelegenheit Kontakte mit Menschen aus der ganzen Welt zu knüpfen und euch auszutauschen – eben so lange und so intensiv, wie es euch recht ist.  Aus Erfahrung pilgern die wenigsten in Gruppen. Viele fangen gemeinsam an und entscheiden sich nach einer Zeit, ihren eigenen Weg zu gehen. Jeder hat sein individuelles Tempo. Es geht auf dem Weg auch darum, herauszufinden, was für euch selbst das Beste ist und wer oder was euch gut tut. Entscheidet ihr euch für eine Pilgerreise in einer Gruppe, könntet ihr Gefahr laufen, euch zu euren eigenen Ungunsten anpassen zu müssen.

Ausrüstung für den Jakobsweg

Die richtige Ausrüstung beim pilgern ist das A und O  Natürlich benötigt ihr ganz ähnlich wie bei einem mehrtägigen Wandertrip eine gute Ausrüstung. Deshalb der Appell: Ohne den Pilgerausweis/Pilgerpass könnt ihr nicht in den Pilgerherbergen übernachten. Versucht, so wenig wie möglich mit euch zu tragen. Der Jakobsweg wird euch ein Stück weit an die Vorzüge des Verzichts heranführen und das zahlt sich auf dem Weg aus. Je länger ihr wandert, desto anstrengender ist es und ihr werdet dankbar sein für jedes Gramm, das ihr weniger am Leib trägt.

Jakobswege in Österreich

Bevor ihr euch auf den Weg macht, müsst ihr euch überlegen, welchen Weg ihr gerne laufen möchtet. DEN Jakobsweg gibt es nämlich nicht. Wenn ihr also morgen von eurer Haustür aus starten und bis in die spanische Stadt Santiago de Compostela wandern würdet, wäre das genau genommen auch ein Jakobsweg. Aber im Laufe der Jahre haben sich fünf Wege durchgesetzt: Camino Francés, Caminho Portugues, Camino del Norte, Camino Primitivo und Via de la Plata. All diese Wege führen hauptsächlich durch Spanien, Frankreich oder Portugal und münden in der Pilgerhochburg und dem Ziel des Jakobswegs: Santiago de Compostela.

Wer lieber in der Heimat pilgern möchte, dem stehen auch in Österreich zahlreiche tolle Möglichkeiten hiefür bereit. Im Prinzip könnt ihr direkt vor der Haustür starten. Oder ihr entscheidet euch  für eine oder mehrere der folgenden bekanntesten Etappen in Österreichs:

Jakobsweg Österreich

Der Jakobsweg durch Österreich von Wolfsthal nach Lofer erstreckt sich von Osten nach Westen einmal quer durchs Land. Er unterteilt sich in 23 verschiedene Etappen. Die einzelnen Streckenabschnitte sind zwischen 14 und 36 km lang. Somit könnt ihr die einzelnen Etappen größtenteils alle an einem Tag bewältigen. Wer sich dafür entscheidet, die volle Strecke von 552 km zu laufen, kommt vorbei an den größten und schönsten Städten, die Österreich zu bieten hat. Nach dem Start in Wolfsthal geht es für euch durch Wien, weiter ins wunderschöne Krems an der Donau, dann nach Linz, vorbei an Wels und Salzburg bis ihr schließlich erschöpft, aber glücklich, in Lofer ankommt. Eine tolle Route, auf der ihr die schönsten Flecke Österreichs kennen lernt.

Jakobsweg Tirol

Der Jakobsweg in Tirol führt euch von Lofer nach St. Christoph am Arlberg.  Hier pilgert ihr 322 km durch das wunderschöne Tirol. Bitte beachtet, dass der Jakobsweg Tirol aus zwei westwärts führenden Hauptwegen besteht: Zum einem den nördlichen Weg, der von Kufstein dem Inn-Tal entlang westwärts führt bis zum Arlberg und zum anderen den  südlicheren Zubringer von Lofer (Salzburg) auf dieselbe Strecke.

Jakobsweg Weinviertel

Wer sich an eine etwas kürzere Stecke wagen möchte, für den ist der Jakobsweg Weinviertel das richtige. Die 153 km lange Strecke schafft ihr selbst auf ungeübten Wanderbeinen in gut ein bis zwei Wochen. Entlang der hügeligen, wunderschönen Weinlandschaften wandert ihr von Dresendorf bis nach Krems. Die vergleichsweise kurze Strecke lässt in jedem Fall genug Freiraum für das ein oder andere Glas Wein, das auf diesem Weg ein absolutes Muss ist.

Neben den vorgestellten Jakobswegen in Österreich gibt es auch den Jakobsweg Vorarlberg, Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich oder Salzburg. Nun liegt es an euch zu entscheiden, welche Strecke am besten zu euch passt!

Leute kennenlernen auf dem Jakobsweg

Auf dem Jakobsweg ist es super einfach Leute kennen zulernen. Vielleicht fragt ihr euch , wem ihr alles über den Weg laufen werdet… Ihr begegnet Wander-Freaks, die die sportliche Herausforderung suchen. Kultigen Hippies und Revoluzzern. Alleinreisenden, die sich nach Ruhe und Zeit zum Nachdenken sehnen. Gestandenen Karriere-Junkies in der Mid-Life-Crisis. 81-jährigen, mit denen man nicht Schritt halten kann. Weltenbummlern, die sich in ein weiteres Abenteuer stürzen. Kämpfern, Träumern und Lebenskünstlern, deren Worte und Taten zum Umdenken anregen. Einem bunten Mix verschiedenster Charaktere aus aller Welt. Oder simpel ausgedrückt: einfach Leuten wie Dir und Mir.

Das Besondere am Pilgern

Es sind die kleinen Momente, welche die Erfahrung Jakobsweg so besonders machen. Man lernt Dinge zu schätzen, die man sonst für selbstverständlich ansieht: sauber gewaschene Socken, nachdem man sieben Tage ununterbrochen in den selben gelaufen ist. Ein kühler Schluck Wasser nach einer fünfstündigen Durststrecke ohne Flüssigkeit, weil man sich verlaufen hat. Oder das letzte freie Bett in einer hoffnungslos überfüllten Herberge, die man ewig gesucht hat. Die einzigartige Atmosphäre treibt euch an und flößt euch täglich neuen Mut ein. Es ist so magisch, dass man es kaum in Worte fassen kann. Ihr müsst es einfach selbst erlebt haben.

Jakobsweg Österreich – mein Fazit

Ich als Urlaubsguru, der schon so manche Reise hinter sich hat, spreche mich als absoluter Fan des Jakobswegs aus. Für mich ist der Jakobsweg eine ganz besondere Form des Reisens, die einen Menschen in seinen Grundgerüsten zu tiefst erschüttern kann und erschüttern wird. Er ist anstrengend und Kräfte zerrend. Er verlangt einem alles ab. Und noch mehr. Er bringt euch zum Weinen – vor Wut, vor Trauer, vor Freude und vor Rührung. Er triebt einen an den Rand des Wahnsinns und gleichzeitig zu sich selbst.  Genial, fordernd, berührend, erkenntnisreich und bunt – in all seinen Facetten einfach eine unglaubliche Erfahrung!

Seid ihr vielleicht schon auf dem Jakobsweg in Österreich gewandert? Schreibt mir eure Erfahrungen in die Kommentare!