Mit Sicherheit gibt es schönere Städte, die keine buckeligen Gehwege haben, mit Graffiti verzierte Fassaden, unfertige Häuser oder Plattenbauten mit DDR-Charme. Dann gäbe es aber auch nicht Leipzig – mit all seinen Ecken und Kanten, kleinen Hipster-Lokalen an Kopfsteinpflaster-Straßen, Urban Gardening und Ziegenböcken in Biergärten. Viele vergleichen Leipzig mit Berlin: unfertig, rau und immer etwas rotzig. Ob da etwas dran ist, könnt ihr mit meinen Leipzig Tipps selbst entscheiden.

Leipzig Tipps

 Stylische Unterkünfte | Szeneviertel, Kunst und Cafés

 Innenstadt | Trabi-Stadtrundfahrt

Stylische Unterkünfte

Leipzig punktet häufig noch mit guten Hotelpreisen. Klickt euch einfach mal durch das Angebot. Wenn euch der Sinn aber eher nach einem Apartment oder gar einem ganzen Haus steht, dann solltet ihr bei Airbnb vorbeischauen. Im Durchschnitt kosten hier Unterkünfte für 2-4 Personen rund 50€ pro Nacht.

Szeneviertel, Kunst und Cafés

Das Beste an den Meisterzimmern: Sie liegen auf dem Gelände der Baumwollspinnerei. Klingt nicht so spannend? Ok, wenn man nicht weiß, dass die Baumwollspinnerei nach ihrer Vergangenheit als wichtiger Industriestandort und heute das künstlerische Zentrum für ganz Leipzig ist, dann fände ich das auch nicht spannend. Auf dem Gelände der Spinnerei tummeln sich Designer, Künstler, Handwerker und alle anderen Kreativen, die schöne Dinge herstellen. Unzählige Ateliers und Kunstwerkstätte haben hier ihren Sitz, schlendert einfach über das Gelände und verweilt dort, wo es euch hinzieht – früher oder später mit Sicherheit in eins der leckeren Restaurants.

Foto: iStockphoto.com/TommLDie Baumwollspinnerei liegt direkt am S-Bahnhof Plagwitz, einem der beliebtesten Viertel in Leipzig. Fragt man Leipziger Studenten, wo man die Wochenenden am besten verbringt, lautet die Antwort mit großer Wahrscheinlichkeit „Karl!“. Bei der Auswahl an stylischen Cafés und Restaurants in der Karl-Heine-Straße ist das auch kein Wunder. Hier lässt es sich an einem lauen Sommerabend in einem der Lokale wunderbar entspannen, während die ersten Nachtschwärmer in die kleinen Bars ziehen. Der „Karl“ trennt die Stadtteile Plagwitz und Lindenau voneinander. Wechselt auf der Karl-Heine-Straße die Seite und macht einen Abstecher in die Hähnelstraße „Zum wilden Heinz“. Wer in der Großstadt zwischen Gartenlauben und provisorischem Handwerker-Charme etwas grüne Luft schnuppern möchte, kommt hierher. Wundert euch nicht, wenn euch plötzlich ein frecher Ziegenbock begrüßt: Das ist der wilde Heinz, der Kneipenwirt der ersten Stunde sozusagen.

Leipzigs Innenstadt

Wenn wir uns nun etwas weiter östlich in die Innenstadt begeben, wird Leipzig zwar etwas klassischer, aber keineswegs langweiliger!

Die Mädler-Passage ist ein ehemaliges Handels- und Messehaus und heutige Einkaufspassage, die allein für ihr Aussehen einen Besuch wert ist. Was für Mailand die Galleria Vittorio Emanuele ist, ist die Mädler-Passage für Leipzig: ein Oberlicht aus Glas, elegante Architektur und hochwertige Geschäfte.

Das heimliche Highlight der Mädler-Passage liegt aber unter der Erde, hier befindet sich nämlich Auerbachs Keller. Wer im Deutsch-Unterricht aufgepasst hat, dem wird der Name bekannt vorkommen. Richtig, eine Szene aus Goethes Faust spielt hier! Der junge Goethe verbrachte als Student viel Zeit in den Gewölben des Restaurants und lies sich von dem Trubel inspirieren. Heute erinnert eine Plastik mit dem berühmten Ritt auf dem Fass an den literarischen Hintergrund. Auerbachs Keller gehört unbedingt auf eure Must-See-Liste für Leipzig, denn Goethe wusste schon „Wer nach Leipzig zur Messe gereist,/ Ohne auf Auerbachs Hof zu gehen, / Der schweige still, denn das beweist:/ Er hat Leipzig nicht gesehn.“

Foto: iStockphoto.com/HolgerMette

Andere Leipzig Tipps und Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt, die einen Besuch wert sind:

  • Thomaskirche
  • Nikolaikirche
  • Marktplatz
  • Bach-Museum
  • Altes Rathaus

Den perfekten Ort für Selfies mit Ausblick über ganz Leipzig gibt’s übrigens auf dem Panorama-Tower. Von hier aus könnt ihr nicht nur über die Dächer der Stadt schauen, sondern auch das Völkerschlachtdenkmal sehen. Das „Völki“, wie es auch genannt wird, wurde in Erinnerung an die Schlacht 1813 vor den Toren Leipzigs errichtet. Vier Tage lang kämpften österreichische, russische, schwedische und preußische Truppen gegen Napoleon und besiegten ihn letztendlich am 19. Oktober 1813.

Für die Romantiker unter euch hat Leipzig eine eigene Art, um Zuneigung auszudrücken. In der Südvorstadt gibt es die sogenannte Löffelfamilie. Und was genau hat eine Familie mit Romantik zu tun? Nichts, denn es handelt sich hierbei um eine Leuchtreklame. Zugegeben, wesentlich romantischer klingt das auch nicht, aber fangen wir mal von vorne an. 1973 installierte die VEB Feinkost Leipzig eine Leuchtreklame, die eine Suppe essende Familie zeigt. Zwanzig Jahre später wurde sie sogar zum Kulturdenkmal erklärt! Heute hängt die Löffelfamilie nach einigen Sanierungen immer noch und kann manuell zum Leuchten gebracht werden. Dazu muss man per SMS das Wort „Löffelfamilie“ an 81190 senden und schon leuchten die Männchen für drei Minuten. Der Erlös der SMS ist für den Erhalt der Leuchtreklame bestimmt. Eine etwas andere Liebeserklärung an die Stadt.

Stadtrundfahrten mit Trabis

Wer keine Lust auf eine 08/15-Stadtrundfahrt hat, der sollte eine Trabi-Tour buchen. Zuerst wird euch erklärt, wie ihr einen Trabanten fahren müsst (ja, das Kult-Stück hat so seine eigenen Macken), anschließend fahrt ihr einem Trabi mit Guide hinterher. Per Funk wird alles, was der Guide euch auf dem Weg erklärt, in euren Trabi übertragen. Passt nur auf, dass ihr vor lauter Begeisterung für das Auto auch noch mitbekommt, was euch zu Leipzig erzählt wird.

Auf nach Leipzig!

Wie ihr seht, hat die sächsische Stadt einiges zu bieten. Leipzig mit seinen Designern, hippen Szenevierteln und DDR-Geschichte als Mini-Berlin zu bezeichnen, passt zwar ganz gut. Dennoch hat die alte Universitätsstadt ihren ganz eigenen Charme, dem ihr sicherlich verfallen werdet, wenn ihr einmal selbst Auerbachs Keller und die Karl-Heine-Straße besucht habt. Grüßt den wilden Heinz von mir!